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Ein nicht veröffentlichter Twitter-Thread zur SPD

Jüngst wurde ich nach 30 Jahren erneut auf die Wahlwerbung der SPD von 1969 aufmerksam. Ich erschrak, weil schon 1989, 20 Jahre nach der Ausstrahlung, die dort gezeigte Utopie am Ende war: Der saure Regen hatte auch in Westdeutschland so manchen Fichtenforst erledigt, die Verkehrsdichte nahm weiter Richtung Verkehrsinfarkt zu und die autogerechte Stadt wurde allmählich wieder zurückgebaut. Ja, ich erschrak noch einmal, weil weitere 30 Jahre vergangen waren.

Das Bild zeigt ein Autobahnkreuz, auf das die SPD als Modernisierungspartei 1969 so stolz war.


 

Hier ist der Link zum Wahlwerbespot der SPD von 1969. Für die Städte hat die SPD ganz ähnliche Pläne, dabei besteht sie auf den Leber-Plan. Offiziell: "Plan zur Gesundung [!] des deutschen Verkehrswesens". Vor dem Hintergrund dieser Namensgebung versteht man auch die Wiederkunft der 2019er Gesetze besser: vom "Gute-Kita-Gesetz" bis zum "Geordneten-Rückkehr-Gesetz".


Es folgen hier die Tweets in Form von Screenshots, die ich zu einem Thread unter dem #Hashtag #Dekarbonisierung zusammengefasst habe. Auf Twitter habe ich den Thread nicht veröffentlich, weil ich spätestens nach dem sechsten Tweet merkte, dass ich den Followern so eine Geschichte, über die eigentlich ja schon alles gesagt ist, nicht zumuten wollte. Hier veröffentliche ich sie nun zum Nachlesen für alle Interessierte.

 

Für die Stadt sah die SPD des #fossilenZeitalters #Stadtautobahnen vor. Quelle: YouTube, https://www.youtube.com/watch?v=51_LfO_5vSw

 

Nachtrag: Mindestens ein Aspekte zur SPD 1969 fehlt in dem Thread. Die SPD verschärfte als radikaler Modernisierer das fossile Zeitalter auch dadurch, dass sie sich neben der Kohle-, Stahl- und Autopartei auch zur Beton-Partei mauserte. Beton für die Autobahnen aber auch für die neuen Wohnungen außerhalb der Städte, für die Beton-Hochschulen auf der grünen Wiese oder Hügel vor oder über der Stadt und für alle "Bausünden" in den Städten selbst. In SPD-Städten wie Köln und Hannover spricht man noch heute davon, dass die größte Zerstörung der (historischen) Stadt nach dem Krieg kam (gemeint sind die stadtplanerischen Entscheidungen für die autogerechte Stadt). Die Zementherstellung war und ist ein extrem Energie- und damit CO2-abwerfender Prozess; für diesen Beton und diesen Stahl wurden in den 1960ern und 70ern die letzten Kohlevorräte im Ruhrgebiet ausgebeutet. Dass der Himmel über der Ruhr wieder blau wurde, wie Willi Brandt es einst gefordert hatte, wurde letztlich durch die beginnende De-Industrialisierung des Ruhrgebiet eingeleitet. Die erschöpfte Industriegesellschaft hatte das Land zubetoniert und eine ganze Gesellschaft bereitete sich auf das Rentenalter vor. In dieser No-Future-Gesellschaft plante die CDU nach der durch Strauß nochmals verlorenen Wahl 1980 (Tatsächlich stand Strauß kurz vor der absoluten Mehrheit) die "geistig-moralische Wende" vor: der Neoliberalismus sollte mit seiner disruptiven Energie entfesselt und die Gesellschaft so aus der betonierten Agonie holen.

 

Quellenangabe:

 

Der globale Bauboom heizt das Klima auf, zitiert nach: SWR2Wissen, wiederveröffentlicht am 23.6.19.

SPD Wahlwerbespot 1969, zitiert nach: https://www.youtube.com/watch?v=51_LfO_5vSw