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Digitale Unterrichtsentwürfe als Padlet - Teil 2

Unterricht digital planen und zu einem digitalen Entwurf auf einer Online-Pinnwand (Padlet) verdichten

Fortsetzung (Teil 2):

3. Umsetzung: Entwürfe an der digitalen Pinnwand

 

Der "digitale Unterrichtsentwurf" greift diese Ideen auf und setzt sie passend entlang der Inhalte sowohl der klassischen Entwürfe als auch der neuen Herausforderungen (gleich in der zweiten Spalte) zu den Themen Raum, Medienkompetenz der Lerngruppe, der zur Verfügung stehenden Medien und der Ausbildungserfordernisse „Lehrkräfte in der digitalen Welt“ (NRW) auf.

 

Wie genau mit dem digitalen Unterrichtsentwurf zu verfahren sei, wird gleich in Spalte 1 ausgeführt: „Erstellt man den Unterrichtsentwurf als Padlet, dann behält man viele dieser rechts folgenden Spalten und Felder und ersetzt die Fragen durch erklärende Texte, Schaubilder, Animationen, Audio- und Videokommentare“ (Schöngarth, 2019). Dieser Link führt zu dem Padlet.

 

Einige Ansprüche, die der Entwurf einlösen will, können hier angeführt werden (Die Liste kann und soll erweitert werden):

Der „digitale Unterrichtsentwurf“ in Form einer digitalen Pinnwand soll …

 

  • eine neue Übersichtlichkeit und Vor-Informiertheit eben durch den Pinnwand-Effekt ermöglichen,
  • das Planungsdenken in eine neue Form der Modularität überführen, die leichter Veränderungen und Anpassungen integriert,
  • moderne Informations- und Kommunikationstechnologien schon in die Planung von Unterricht einsetzen, damit Konzepte des Unterrichts selbst näher an die Kultur der Digitalität heranführen,
  • die Rolle des Mediums – nicht nur aber auch für die Zielorientierung – pointieren,
  • die Perspektivierung der Unterrichtsplanung auf wesentliche Aspekte einer Kultur der Digitalität, insbesondere auf die Formen Referentialität und Gemeinschaftlichkeit (und Commons), heranführen,
  • eine neue, passendere Zuordnung von Planungsaspekten ermögliche, die tatsächlich zusammengehören, z.B. sachanalytische Aspekte bei der Auswahl des Gegenstandes erörtern, sprachsensible Unterstützung und individuelle Förderung gleich zur Lerngruppenanalyse stellen usw.,
  • den "dritten Pädagogen", den Raum, definitiv und stärker als bisher in die Planung integrieren,
  • die Realität der multimedialen Inhalte, die die Netzwerkgesellschaft auch in sozialen Medien zur Verfügung stellt, somit alle Erweiterungen, die auf Bild, Ton und Bewegtbild basieren, einbinden,
  • die Positiv-Effekte des Hyperlink-Kultur berücksichtigen,
  • die wesentlichen medienrechtlichen Fragestellungen, erweitert durch Option der gleichzeitigen Verbreitung von OER-Materialien, realisieren.
  • u.a.m.

Der digitale Unterrichtsentwurf ist in einem größeren Zusammenhang entstanden, dessen theoretischen Implikationen hier nicht alle ausgeführt werden können. Letztlich führt die pädagogische Hoffnung, dass in den 2020-ern tatsächlich der Sprung in die Kultur der Digitalität gelingt, nämlich durch eine gute Medienpraxis, in der Lehrer*innen und Schülerinnen gemeinsam Medien nutzen, Medien produzieren und Medien reflektieren zur Vorstellung, dass sich ein neuer Habitus der Lehrenden entwickeln kann: ein Habitus des gemeinsamen Produsing als mediale Gemeinschaft von Lehrenden und Lernenden (Gillissen, Schöngarth 2021).

In der Gegenwart der großen Krise ist der „digitale Unterrichtsentwurf“ von der Bezirksregierung Köln im „Impulspapier der ZfsL für die Lehrerausbildung im Regierungsbezirk Köln“ als „alternative Dokumentationsform“ aufgegriffen worden:

 

„Zu den Lernangeboten auf Distanz werden in der Regel kurzgefasste schriftliche Planungen vorgelegt. Je nach Anlage des Lernangebots können auch alternative Dokumentations- und Reflexionsmöglichkeiten von Vorteil sein und an dieser Stelle erprobt werden.

Idee 1: Digitaler Unterrichtentwurf auf einer Pinnwand [der eingefügte Link führt zu dem Blogbeitrag: https://www.m-schoengarth.de/mein-digitaler-unterrichtsentwurf/, M.S. ]

Idee 2: Visualisierungen der Projekte in Form von interaktiven Präsentationen (z.B. Prezi)

Idee 3: Entwurf von Schaubildern mit Audionotizen zur Erläuterung des Vorhabens

Idee 4: Kurze Videos zum Lernangebot“ (Bezirksregierung Köln, 2020, Lernen auf Distanz).

 

Das Impulspapier der Bezirksregierung Köln reflektiert dabei noch nicht die Erweiterungen des „digitalen Unterrichtsentwurfs“, die nach den Schulschließungen und den sich abzeichnenden Veränderungen in Lehre, Lernen, und Lehrer- und Lehrerinnenausbildung notwendig wurden. Der „digitale Unterrichtsentwurf" musste daher weiterentwickelt werden, dabei wurde versucht, v.a. die folgenden wesentlichen Entwicklungen und Aspekte zu berücksichtigen:

 

  1. Der Entwurf ist nicht mehr auf die eine (45 min)-Stunde und das klassische Unterrichtsvorhaben (Unterrichtssequenz oder -reihe) ausgelegt, sondern folgt der Idee eines "überschaubaren und abgeschlossenen Unterrichtsprojektes des Distanzlernens", das sowohl Anteile von asynchroner Lernzeit als auch Anteile synchronen Lernens ausweisen wird.
  2. Mit der Unterscheidung von synchronen und asynchronen Teilen wird deutlich, dass der neue Entwurf den Empfehlungen des nordrhein-westfälischen Bildungsportals (Schulministerium) folgt (vgl. Krommer, Wampfler, Klee, 2020).
  3. Da die von Covid-19 angeschobene Krise des Präsenzunterrichts in der Netzwerkgesellschaft überall aufgegriffen wurde, entwickelten sich die Ideen explosionsartig. Zunächst richteten sich die Perspektiven auf Distanz-, später dann (ab Mai 2020) auch auf den Hybridunterricht. Auf dem neuen Padlet konnte somit ein klassischer Remix, konzeptuell als "Referenzialität" in der Kultur der Digitalität realisiert werden, indem u.a. die Ideen von Sonja Senftleben (Hennig) „Was ist guter, videobasierter Unterricht?“, die wiederum verschiedene Vorarbeiten für sich reklamiert, integriert wurden (vgl. Senftleben, 2020). Zusätzlich wurden Visualisierungen zu verschiedenen Formen von Ersatzformen der Unterrichtshospitation von Müller-Hillebrand übernommen. In der zweiten Spalte wurden auch die Überlegungen von Kristina Wahl („Die Frau mit dem Dromedar“) zur Verzahnung von Distanz und Präsenzunterricht aufgenommen.

So entstand schließlich „Der digitale Unterrichtsentwurf, passend zum Lernen auf Distanz“. Unterrichtsplanung hat sich damit von vielen Dingen endgültig verabschiedet, auch – nach über 100 Jahren – von der preußischen 45-Minuten Stunde. Denn nun heißt es: „Gestalte einen Unterrichtsentwurf zu einem überschaubaren, abgeschlossenen Unterrichtsprojekt des Distanzlernen“. Distanzlernen kann selbstverständlich durch Hybridlernen oder auch wieder durch Präsenzlernen ersetzt werden.

Das „Nikolaus-Papier“, das sich in der einen oder anderen Muster-Form bis heute gehalten hat, wurde zu Beginn als Teil des Problems identifiziert. Die neue Form des – vielleicht passt hier der Begriff – „hybriden Planens“ von Unterricht soll die Planung „verflüssigen“. Modulartig werden einzelne – nur für das abgeschlossene Einheit wichtigen – Planungselemente aufgegriffen. Fakultative Elemente ergänzen ggf. die Obligatorik. „Flüssig“ wird der Entwurf auch durch das erweiterte Textverständnis. Schnell können auf einem Padlet ein paar erläuternde Worte aufgesprochen werden, auch ein Videobeitrag ist geeignet, klassisch lineare Texte zu ergänzen. In einem zusammenfassenden Satz: Unterrichtsplanung wird agil.

 

4. Literatur